Wollen wir unsere Klima- und Biodiversitätsziele erreichen, dürfen wir nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen – und Lebensgrundlagen zerstören. Genau dies aber könnte die Folge des `Bauturbo‘ genannten § 246 e BauGB werden.
Intakte Böden zählen zu den wirksamsten CO2-Speichern überhaupt, sind Voraussetzung für Landwirtschaft und Biodiversität. Nun will die Bundesregierung der Wohnungsnot entgegenwirken, indem mit dem § 246 e BauGB das Bauen ,im Aussenbereich‘, also auf unversiegelten Böden, erleichtert wird. Dies, obwohl schon heute täglich etwa 550 000 qm fruchtbare Äcker und Wiesen für neue Straßen, Baugebiete, Gewerbeflächen zerstört werden. Und obwohl Experten eher sprunghaft gestiegene Preise und den Fachkräftemangel als Grund für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum sehen. Kontraproduktiv wirken auch Regionalpläne, die Tausende von Hektar Boden der Zerstörung preisgeben. Ein Beispiel ist der derzeitige Entwurf des Regionalplans Südhessen, der bis zu 5500 ha meist landwirtschaftlicher Fläche für Bebauungen freigibt.
Gerade noch freuten wir uns über Rekordzuwächse bei der nachhaltigen Energiegewinnung, schon gefährden fehlgehende Anreize die Erreichung unserer CO2-Ziele an anderer Stelle. „Mit vagen Lippenbekenntnissen und lückenhaften Regelungen lässt sich der Flächenfraß nicht aufhalten. Das befeuert den anhaltenden Wildwuchs an Gewerbeparks, Straßen und Siedlungen“, kritisiert auch WWF-Experte Simon Pories derart ambitionslose Politik. Dabei ergab eine Studie des WWF *) im ähnlich betroffenen Österreich, dass drei Viertel der Bevölkerung sich eher strengere Regeln und verbindliche Obergrenzen beim Bodenverbrauch wünschen.
Die Fakten sind bekannt: Der Nutzen intakter Böden ist technisch nicht ersetzbar. Klimaschutz funktioniert nicht ohne den Erhalt unserer Äcker, Felder, Wiesen und Wälder: Verlieren wir naturnahe Flächen, kommt es zu verstärkten klimatischen Veränderungen. Überschwemmungen, Dürren und Stürme sind die Folge, verursachen wirtschaftliche Schäden und kosten Menschenleben.
Es gibt Alternativen – auch zur Linderung der Wohnungsnot.
Noch immer bleiben innerörtliche Leerstände und Gewerbebrachen ungenutzt, weil deren Nutzung komplexer ist, als auf der ,grünen Wiese‘ zu bauen. Doch dieser Weg des vermeintlich geringeren Widerstands kostet uns u.a. die Fähigkeit, Nahrung regional zu erzeugen; wir opfern naturnahe Flächen, die wir als Wasserspeicher, kühlende Flächen und Kohlenstoffsenken brauchen. Unser Appell: Der schnelle Euro darf keine Priorität genießen, wenn Gesundheit und Leben auf dem Spiel stehen!
*) https://www.wwf.at/neue-umfrage-grosse-mehrheit-fordert-strengere-bodens...
www.bundesbuendnis-bodenschutz.de
Pressekontakt: Kim Sen Gupta, Pressesprecher; kim@sen-gupta.de

